(Auf Basis dieser Twitter Nachricht von mir hatte ich heute eine nette Diskussion über Ihre Aussage. Ich wurde gebeten hierüber zu bloggen…)
Wir haben zu viele Piraten bei den Piraten die nicht Piraten sondern Piraten sind.
Vorweg:
Der Satz ist nicht widersprüchlich, da er sehr von der individuellen Definition des Begriffs “Piraten” abhängt. Er spielt mit der Tatsache, dass “Pirat” zu sein, viele Menschen unter einem Begriff vereint, die vielleicht nichts gemeinsam haben. Oder eben doch etwas?
Begrifflichkeiten:
Natürlich lassen sich Gemeinsamkeiten unter Oberbegriffen sammeln. Bürgerrechte, Transparenz, Datenschutz, Selbstbestimmtheit, Wirtschaftspolitik, Netzpolitik, Menschenrechte, Teilhabe etc… oder noch universeller mit Begriffen wie Menschlichkeit, Respekt, Freiheit und Würde. …
Ein kleiner Exkurs:
Es gibt da noch mindestens zwei Gruppen von Piraten:
- Menschen, die primär auf Außenwirkung und Eigendarstellung (bedingt ja einander) bedacht sind. Ein Maßstab, der zwangsweise durch das Umfeld bestimmt wird und deshalb niemals einem Menschen selbst zugeordnet werden kann. Ein Maßstab, der in einem eigenen Wertebild meines Erachtens nichts verloren hat.
- Menschen, die überwiegend monetäre Argumente finden und gebrauchen. Ihr Wertebild ist vom Geld gesteuert und läßt sich nicht vom Geld getrennt betrachten.
Mindestens diese beide Gruppen eint die Erkenntnis, dass nur Ihre Sichtweise gültig sein kann, deshalb möchte ich diese Menschen und Ihr Problem in diesem Text außen vorlassen.
Zurück zu den Begriffen:
Das Problem mit den Piraten bei den Piraten die nicht Piraten sondern Piraten sind, ist darin begründet, wie jeder einzelne Pirat diese Begriffe für sich wertet, wenn sie in einen Konflikt zueinander kommen. Wir entscheiden also basierend auf unserem „Gewissen“ welchem dieser Begriffe wir in einer akuten Situation mehr Bedeutung beimessen.
Beispiele:
- Menschlichkeit steht manchmal im Gegensatz zur Wirtschafts- oder Sozialpolitik
- Datenschutz steht manchmal im Gegensatz zu Transparenz
- Teilhabe steht manchmal im Gegensatz zur Freiheit bzw. Selbstbestimmtheit
- Respekt steht manchmal in Gegensatz zum aggressiven Diskurs – dem Recht auf Meinungsfreiheit.
- Und so weiter.
Aus dieser Erkenntnis folgt (in meiner Logik):
- Es gibt Piraten, die sich ausschließlich über die Arbeit an dem einen oder anderen Begriff definieren.
- Es gibt Piraten, die Respekt für unwichtig halten, weil sie die Meinungsfreiheit für sich in Anspruch nehmen.
- Es gibt Piraten, deren Selbstüberschätzung und fehlende Kritikfähigkeit eine Gefahr für sich und andere sein könnten.
- Es gibt Piraten, bei denen selten ein Gedanke über diese Begriffe das Gehirn gestreift hat – sie glauben sich in direkten lokalen Problemen perfekt aufgehoben.
- Es gibt Piraten, deren Kinderstube eine weitere Kommunikation nachhaltig erschwert.
Ich hoffe, dass diese Überlegungen helfen, das Problem mir den Piraten bei den Piraten die nicht Piraten sondern Piraten sind, deutlicher zu erkennen.
Langfristig ergeben sich für mich momentan nur zwei Möglichkeiten:
a) Eine Selbstverpflichtung auf einen Piratenkodex, der ein Wertebild und eine Reihenfolge der Begriffe definiert. Idealerweise in der Satzung fixiert. (Ansätze gab es ja!)
b) Die Bereitschaft sich mit dem Chaos zu arrangieren und damit vielleicht auch ein Absinken in die Beliebigkeit der Parteienlandschaft als alternativlos hinzunehmen.
Es gibt bestimmt noch andere Möglichkeiten – ich bin nicht so anmaßend zu glauben, dass ich die Wahrheit besitze. Ich bin weder Wissenschaftler, noch Experte. Ich kann deshalb nur aus meinem Horizont heraus sprechen und empfehle Euch meine Meinung nicht unreflektiert zu übernehmen.